Wenn der Bauch „mitfühlt“: Die Darm-Hirn-Achse
„Mir liegt das schwer im Magen“, „Es war eine Bauchentscheidung“, „Mir wird übel, wenn ich nur daran denke“. In diesen Redensarten steckt eine ganze Menge Wahrheit. Denn zwischen unserem Kopf und unserem Magen-Darm-Trakt besteht eine direkte Verbindung, die so genannte Darm-Hirn-Achse.
Was ist die Darm-Hirn-Achse?
In früheren Zeiten wurde die Leistungsfähigkeit des Darms häufig unterschätzt. Verdauung und Ausscheidung traute man ihm gerade noch zu, heute wissen wir, dass er ein riesiges Spektrum an Funktionen übernimmt. Der Darm zerlegt nicht nur Pizza und Salat in ihre chemischen Bestandteile und sorgt dafür, dass wir Nährstoffe aufnehmen, sondern produziert auch über 80% unserer Immunzellen, kann sogar Vitamine herstellen und vieles mehr.
Der Darm besitzt zudem ein eigenes Nervensystem, das Enterische Nervensystem, kurz ENS genannt. Dieses ENS durchzieht den gesamten Magen-Darm-Trakt und besteht aus über 100 Millionen Nervenzellen, mehr als in unserem Rückenmark. Zwischen ENS und Gehirn werden permanent Informationen ausgetauscht. Diese Verbindung nennt man Darm-Hirn-Achse. Aufgrund der hohen Anzahl an Nervenzellen sowie des Zusammenspiels zwischen Darm und Gehirn wird der Darm auch 2. Gehirn oder „Bauchhirn“ genannt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Vagusnerv, der hier quasi eine „Standleitung“ bildet. Außerdem funktioniert dieser Austausch über eine Vielzahl von Botenstoffen, die z. B. über die Blutbahn transportiert werden. Insbesondere über die Zusammensetzung der Darmflora ist das Gehirn auf diese Weise immer bestens informiert.
Ist etwa der Verdauungstrakt aufgrund einer Entzündung gereizt, wird diese Nachricht an das Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. So können z. B. Reaktionen des Immunsystems aktiviert werden. Umgekehrt meldet das Gehirn dem ENS, wenn Stress vorliegt, und kann im Darm Beschwerden auslösen.
Sind Sie gestresst, ist Ihr Darm es auch.
Aufgrund der vielen Funktionen des Darms ist seine Gesundheit auch für die Gesundheit des gesamten Organismus besonders wichtig. Liegen im Magen-Darm-Trakt Störungen vor – z. B. durch eine falsche, einseitige Ernährung, eine Antibiotika-Therapie oder aufgrund einer entzündlichen Darmerkrankung, die möglicherweise auch durch Nahrungsmittelallergien beeinflusst werden kann – ist der Darm nicht mehr in der Lage, seine Funktionen optimal zu erfüllen.
Eine häufige Ursache für Beschwerden im Magen-Darm-Trakt ist chronischer Stress. Er sorgt dafür, dass bestimmte Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Diese körperliche Reaktion machte in Urzeiten durchaus Sinn. Wurde man etwa von einem Säbelzahntiger attackiert, versetzten diese Hormone den Menschen in Alarmbereitschaft, ließen ihn schneller reagieren und machten ihn schmerzunempfindlicher. Auch heute werden wir durch diese Botenstoffe unter Stress zunächst einmal leistungsfähiger – etwa bei der Arbeit oder beim Sport. Ohne entsprechende Ruhephasen werden diese Hormone jedoch nicht gut abgebaut, und der Körper ist weiter im Stressmodus. Mögliche Symptome von Dauerstress sind neben Magen-Darm-Beschwerden Rastlosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Erschöpfung bis hin zu Depression/Burnout.
Den Ursachen auf der Spur
Wie trägt man dazu bei, die Balance der Darm-Hirn-Achse zu erhalten oder wiederherzustellen? Ein Hauptansatzpunkt ist hier der Darm. Wenn von dort aus „alles ok“ an das Gehirn signalisiert wird, profitieren Psyche und das gesamte Wohlbefinden. Viel ist gewonnen, wenn Sie Belastungen von Stress reduzieren und/oder für Ausgleich sorgen, zum Beispiel durch Entspannungstechniken oder ausreichend Bewegung. Und von einer ausgewogenen Ernährung profitiert nicht nur Ihre Darmflora …
Auf jeden Fall empfiehlt es sich, bei Beschwerden Ihren Arzt oder Therapeuten aufzusuchen. Die Ursachenforschung kann durch gezielte Tests unterstützt werden. So lassen sich beispielsweise mit dem Test NeuroSpot Stresshormone und andere Botenstoffe wie Serotonin messen. Ein Serotoninmangel kann z. B. auf eine Entzündung hinweisen. Die Testergebnisse können Ihren Therapeuten bei der Symptom- und Ursachenbekämpfung unterstützen. Weitere Erkenntnisse liefert der Test ImuPro. Er weist stark erhöhte Antikörper gegen Nahrungsmittel nach, die möglicherweise ebenfalls Entzündungen im Darm und in anderen Körperregionen mitverursachen können. Dieser Zusammenhang ist schulmedizinisch nicht anerkannt, der ImuPro Test ist der Komplementärmedizin zuzuordnen. Auch die Stuhldiagnostik, die die Zusammensetzung der Darmflora untersucht, kann zusätzliche Ansätze liefern. Mit diesen Testergebnissen haben Arzt und Therapeut aussagekräftige Werte zur Hand, die bei der Bekämpfung von Beschwerden hilfreich sein können.